Alles über Auswahlen - Teil 3

Auswahl mit Masken

Wer nicht erkannt werden will, verbirgt Teile seines Gesichts hinter einer Maske.
Ähnlich arbeitet eine Ebenen-Maske in GIMP: Wo die Maske schwarz ist, ist die zugehörige Ebene unsichtbar, wo die Maske weiß ist, ist die Ebene sichtbar. Grauwerte - heller oder dunkler - bewirken, dass die entsprechenden Pixel stärker oder schwächer durchscheinen.


Verschiebe das Bild nach links oder klicke auf den Rechts-Pfeil (wenn er zu sehen ist)

Wir zeigen das mal an einem Beispiel.
(Bitte noch nicht nachmachen: Die Details kommen später)

Ausgangsbild: Ein roter Ferrari, der am Straßenrand eines Yachthafens parkt.
Allerdings lenkt der unruhige Hintergrund viel zu sehr vom eigentlichen Motiv ab. Das schicke Auto kommt so gar nicht richtig zur Geltung.

Wir malen eine passende Ebenenmaske: Der Bereich für Auto und Schatten ist weiß, alles andere schwarz.

Unter die Ebene mit der Maske legen wir eine zweite Ebene.
Die enthält einen Farbverlauf von Weiß nach Dunkelgrau.

Hier sehen wir das Ergebnis :

Nur der Ferrari und sein Schatten ist zu sehen. Der wirre Hintergrund wird durch die Maske ausgeblendet .

So wird aus einem zufälligen Urlaubs-Schnappschuss ein Bild, das aussieht, als wäre es in einem Profi-Studio entstanden.

Wie wird's gemacht? Das erklären wir jetzt genauer.

Schritt 1: Alphakanal hinzufügen

Ich habe das Bild mit dem Ferrari geladen.

Im Ebenenfenster klicke ich mit der rechten Maustaste auf die "Ferrari"-Ebene, und dadurch öffnet sich ihr Kontext-Menü.

Darin wähle den Befehl „Alphakanal hinzufügen“.
Sollte der Befehl ausgegraut sein, hat die Ebene schon einen Alpha-Kanal und dann brauche ich nichts zu tun.

Was ist denn ein Alphakanal?
Eine Sammlung von Informationen, ob und wie sehr die Pixel der Ebene sichtbar sein sollen.

Schritt 2: Auswahl erstellen

Mit einem der bekannten Werkzeuge habe ich eine Auswahl um das Auto und den Schatten erstellt.
Benutzt habe ich die „magnetische Schere“ - aber das ist nicht wichtig, denn die Auswahl braucht noch gar nicht besonders gut zu sein. Wir werden die Maske nämlich später noch verbessern.

Schritt 3: Maske hinzufügen

Ein erneuter Rechtsklick auf die Ebene mit dem Auto öffnet wiederum das Kontext-Menü.

Diesmal wähle ich den Befehl „Ebenenmaske hinzufügen...“

Weiter: Maske hinzufügen

Nun springt dieses Fenster auf, denn GIMP will wissen, wie es die Ebenenmaske initialisieren soll. Es gibt da verschiedene Möglichkeiten. Die besprechen wir aber später.
Ich wähle jetzt die Option „Auswahl“. Das ergibt eine Ebenenmaske, in welcher der Inhalt meiner Auswahl weiß (also sichtbar) ist und alles andere schwarz (und damit unsichtbar) wird.

Danach lösche ich die Auswahl mit „Auswahl → Nichts“.

Schritt 4: Ebene mit Farbverlauf erstellen

Für den Farbverlauf brauche ich eine neue Ebene; deshalb wähle ich den Menü-Befehl „Ebene → Neue Ebene...“

Ein Fenster springt auf und GIMP will wissen, wie es die Ebene initialisieren soll. Das ist mir aber egal und deshalb klicke ich einfach nur auf ok.

Weiter: Ebene mit Farbverlauf erstellen

Ich stelle die Vordergrundfarbe auf weiß (sofern das nicht schon geschehen ist) und wähle als Hintergrundfarbe ein dunkles Grau.

Ich vergewissere mich, dass die neue Ebene die aktuelle Ebene ist.

Dann aktiviere ich das Verlaufs-Werkzeug.
Ich wähle einen VG-nach-HG-Verlauf und stelle seine Form auf „kreisförmig“.

Nun zeichne ich den Verlauf: Oben soll er starten, deshalb drücke ich da die linke Maustaste herunter; unten soll er enden, deshalb lasse ich ganz unten am Bildrand die Maustaste los.

Männchen

Schritt 5: Maske bearbeiten

Auf der "Ferrari"-Ebene klicke ich das Masken-Symbol an, damit ich jetzt auf dieser Maske arbeite - Hier muss man jetzt gut aufpassen, denn zur Anzeige, dass die Maske aktiv ist, dient nur ein kleiner weißer Rand und den übersieht man leicht.

Weiter: Maske bearbeiten

Nun kommt die Feinarbeit an die Reihe. Dazu vergrößere ich mein Bild und gehe auf Fehlersuche.
Zum Beispiel gibt es Stellen, da ist nicht nur das Auto, sondern auch noch etwas vom Hintergrund zu sehen. Da male ich mit Schwarz.
An anderen Stellen ist zu wenig sichtbar und das Auto hat eine Kerbe. Da korrigiere ich die Maske, indem ich mit Weiß male.

Wundere dich nicht, dass beim Übermalen weder schwarze noch weiße Striche entstehen. Du malst ja nicht auf dem Bild, sondern auf der Maske. Und das bedeutet: die "Schwarz-Weiß-Malerei" beeinflusst einfach nur die Sichtbarkeit des bemalten Gebietes.

Weiter: Maske bearbeiten

Eine gute Kontrollmöglichkeit ergibt sich, wenn ich die Alt-Taste festhalte und dann das kleine Masken-Icon anklicke ...

Weiter: Maske bearbeiten

... dann wird mir nämlich die Maske selbst angezeigt und ich kann manchen Fehler genauer sehen und ausbügeln.

Wenn ich das Bild wieder sehen will, klicke ich noch einmal mit gedrückter Alt-Taste auf das kleine Masken-Icon.

Weiter: Maske bearbeiten

So mache ich jetzt weiter, bis mein Foto profi-mäßig aussieht.

Beispiel 2: Einen Affen freistellen

Manche, die zum ersten Mal die Möglichkeiten der Bildbearbeitung kennenlernen, glauben, das Zeitalter des grenzenlosen, heimlichen Betrugs sei angebrochen. Ganz so ist es aber doch nicht, denn auch bei den digitalen Manipulationsmöglichkeiten wachsen die Bäume nicht in den Himmel.

An diesem Beispiel werden wir die heutigen Grenzen der Bildbearbeitung kennenlernen. Es zeigt einen Affen mit entsprechend haarigem Fell. Die Schärfe liegt – wie es sich gehört – auf den Augen. Die Kontur besteht aus vielen kleinen Härchen, die zudem nicht immer scharf sind, und das auszuwählen, wird besonders schwierig,

Diesen Affen freizustellen und vor einem neuen Hintergrund zu platzieren ist schon hohe Schule der Bildbearbeitung. Hundertprozentig kann und wird uns das nicht gelingen. Wir werden es aber so hinbekommen, dass der unkundige Betrachter nichts merkt.

Das Bild besteht aus zwei Ebenen: „Affe01“ enthält den Affen. Darunter liegt die Ebene „Gibraltar“. Sie enthält den Hafen von Gibraltar, wird aber im Moment von der Ebene darüber verdeckt.

Mit einem Rechtsklick auf die obere Ebene öffne ich ihr Kontextmenü und wähle "Alphakanal hinzufügen".

Ich öffne - rechtsklickend - das Kontextmenü noch einmal und wähle "Ebenenmaske hinzufügen...".

Wir brauchen eine Maske, die den Affen zeigt, den Hintergrund aber frei lässt. Somit muss die Maske im "Affen-Bereich" weiß sein und im "Hintergrund-Bereich" schwarz.

Aber: Wenn wir die Maske selbst malen, so werden uns die feinen Härchen am Rand der Kontur zur Verzweiflung treiben. Wir suchen also eine Lösung, damit uns der Computer einen Teil der Arbeit abnimmt.

Deshalb initialisiere ich die Maske durch eine Graustufen-Kopie des Affen-Bildes.

Hier sehen wir ein erstes Ergebnis. Der Hafen von Gibraltar ist schwach zu sehen, aber der Affe ist zum Teil durchsichtig.

Ich öffne wieder das Kontextmenü und wähle "Ebenenmaske anzeigen".

Hier sehen wir die Maske. Da sie ein Schwarz-Weiß-Bild des Affen ist, sind nur Teile des Affen weiß, aber auch viele Teile grau. Wir brauchen aber eine Maske mit weißem Affen und schwarzem Hintergrund.

Ich wähle den Menübefehl Farben → Helligkeit/Kontrast

Ich erhöhe den Kontrast, beachte aber die Haare in der Kontur. Die sollen noch gut zu erkennen sein, während das Innere des Affen ruhig "verschwimmen" kann.

Mit einem Klick auf ok schließe ich das Fenster.

Mit einem dicken Pinsel und voller Deckkraft male ich die Maske im Inneren des Affen weiß.

Ich öffne wieder das Kontextmenü der Ebene und klicke auf Ebenenmaske anzeigen .

Wir sehen unser Zwischenergebnis: Der Affe ist gut herausgearbeitet. Allerdings enthält der Hintergrund unschöne Flecken. Die entstehen, weil wir uns da noch nicht um die Maske gekümmert haben. Sie enthält noch helle Stellen und an denen ist noch der Original-Hintergrund des Affenbildes sichtbar.

Die Ebenenmaske ist noch aktiv (erkennbar an dem weißen Rand).

Ich wähle Schwarz als Vordergrundfarbe und einen großen, weichen Pinsel.

Ich male im äußeren Bereich des Hintergrundes, und so verschwinden die Flecken.

Die Kontur des Affen fahre ich vorsichtig mit dem Rand des weichen Pinsels nach.

Im Ebenenfenster klicke ich das Icon des Bildes an (links neben der Maske). Es bekommt einen dünnen weißen Rand, und das bedeutet: Nicht mehr die Maske, sondern das Bild ist aktiv.

Dann wähle ich das Skalieren-Werkzeug und klicke auf den Affen. Das Skalieren-Gitter legt sich darüber und das entsprechende Fenster geht auf.
Ich achte darauf, dass das Kettenglied geschlossen ist.

Mit gedrückter Maustaste ziehe ich links oben am Anfasser des Skalieren-Gitters, bis der Affe entsprechend verkleinert ist.
Dann klicke ich auf den Skalieren-Button.

Es dauert ein wenig, dann sitzt der Affe unten rechts im Bild und gibt den Blick auf den Hafen von Gibraltar frei.

Hier habe ich den Affen noch ein wenig verschoben. Für den Laien sieht es jetzt so aus, als habe der Affe bei der Aufnahme tatsächlich da gesessen, wo er jetzt sitzt. Aber ...

Bei starker Vergrößerung erkennt man die Manipulation: Man sieht, wie an der Grenze zum Affenbild der Hintergrund allmählich eingeblendet wird. Dies kommt zustande, weil der weiche Pinsel in der Maske einen weichen Übergang von schwarz nach weiss erzeugt hat. So ein Effekt würde nicht eintreten, wenn der Affe bei der Aufnahme tatsächlich an dieser Stelle gesessen hätte: Dann gäbe es einen abrupten Übergang zwischen Hintergrund und Vordergrund, keinen allmähliche Einblendung.

Nebenbei: Zum Nachweis der Manipulation gibt es auch Programme, die alle Pixel mit statistisch-mathematischen Methoden untersuchen. Solche Programme sind sogar im Internet zugänglich.

Nachtrag: Wie kann man eine Ebenenmaske initialisieren ?

Ist die Maske ganz weiß, so ist die Ebene voll und ganz sichtbar; erzeugt man die Maske ganz schwarz, so sieht man von der Ebene gar nichts.

Hat die Ebene schon einen Alphakanal, in dem also für jedes Pixel gespeichert ist, ob und wie stark es sichtbar ist, so kann diese Information für die Maske verwendet werden. (Anmerkung: Halbtransparente Bereiche werden dadurch noch "durchsichtiger", denn zu der "halben" Transparenz, die der Alphakanal erzeugt, kommt die entsprechende "halbe" Transparenz der Maske hinzu. Will man diesen Effekt vermeiden, muss man die Option Alphakanal der Ebene übernehmen wählen. Hier wird die Information des Alphakanals in die Maske übertragen, und der Alphakanal auf volle Deckkraft zurückgesetzt.)

Dass man eine bestehende Auswahl oder die Graustufenkopie der Ebene verwenden kann, das zeigen die letzten beiden Projekte.

Die Option "Kanal" kann man nur benutzen, wenn man zuvor eine Auswahl in einem Kanal gespeichert hat. Diese steht dann zur Verfügung und kann gewählt werden.

Schließlich kann ich die Maske noch invertieren. Das sollte man anklicken, wenn das Graustufenbild an den Konturen des Vordergrundes dunkel ist.

Der Trick mit dem Ebenenmodus

Das Erstellen der Maske bereitet mitunter viel Arbeit. Manchmal kann man etwas davon auf den Computer abwälzen.
Enthält das Bild einen hellen, einfarbigen Hintergrund, dann kann man mit dem "Ebenenmodus" tricksen. Wie das geht, das zeigen wir jetzt.

Hier habe ich zwei Bilder als Ebenen geladen: Die untere Ebene enthält das Bild unseres Models Birte und die obere Ebene den Hintergrund - nämlich das Bild des Himmels im Abendrot.

Ich aktiviere die Ebene "Hintergrund" und setze seinen Ebenenmodus auf "Multiplikation".
Das Portrait ist jetzt sichtbar, aber es sieht aus wie ein Geisterbild - als würde es durch den Hintergrund durchscheinen.

Ich öffne das Kontextmenü dieser Ebene und wähle "Ebenenmaske hinzufügen".

Das Fenster Ebenenmaske hinzufügen springt auf und darin wähle ich die Initialisierungsoption Weiß (volle Deckkraft).

Ich aktiviere das Pinsel-Werkzeug und wähle einen weichen Pinsel.

Die Pinsel-Größe stelle ich auf etwa 160 ein.

Ich male mit Schwarz über das Gesicht. Da aber die Maske aktiv ist, wird nicht das Bild, sondern die Maske der Hintergrundebene schwarz. Zu sehen ist jetzt nur, dass das Geisterbild im Gesicht verschwindet.

Zur Kontrolle rufe ich das Kontextmenü der Ebene Hintergrund auf und klicke auf den Befehl "Ebenenmaske anzeigen".

Jetzt wird die Maske angezeigt. Ich kann sehen, wo die Maske noch helle Stellen hat, die ich mit Schwarz überpinseln muss.

Um wieder auf die normale Ansicht umzuschalten, öffne ich wieder das Kontextmenü und klicke wieder auf Ebenenmaske anzeigen.

Hier das fertige Bild.
Das Abendrot im Hintergrund unterstreicht die Wirkung der roten Haare.

Liebe Leserin, lieber Leser,

dafür, dass du treu gelesen hast und bis hier gekommen bist, muss ich mich diesmal besonders bedanken.

Denn du könntest mir vorwerfen, ich hätte das Thema verfehlt, da ich hier so viel über Masken, und nicht über Auswahlen geschrieben habe. Zu recht könntest du sagen: "Masken sind dazu da, Transparenz-Informationen zu verwalten, aber mit Auswahlen werden Bild-Bereiche festgelegt, um damit etwas zu tun."

"Das ist richtig", müsste ich antworten, "aber ich habe auch etwas zu meiner Verteidigung vorzubringen." Und dazu bitte jetzt ich um deine Aufmerksamkeit.

Im Kontextmenü einer Maske findet man den Befehl "Auswahl aus Maske". Eine so erzeugte Auswahl ist etwas Besonderes. Denn erinnern wir uns: Durch eine Maske können wir Pixel "halbtransparent" machen. Die so erzeugte Auswahl enthält dann gleichsam "halbausgewählte" Bereiche, und das heißt: Wenn wir auf diese Auswahl einen Befehl anwenden, so wird dieser Befehl auf die "halbausgewählten" Pixel auch nur "halb" angewendet .

Ich will das an einem Beispiel verdeutlichen.

Dieses Schwarz-Weiß-Bild eines französischen Schlosses will ich mit einem dramatischen Himmel aufpeppen.

Hier sehen wir die Maske, die ich erstellt habe. Weiß ist der Hintergrund, und die Ränder sind unscharf.

Nachdem ich aus dieser Maske eine Auswahl erstellt habe, habe ich die Helligkeit verringert und den Kontrast erhöht.

Wie man sieht, wirkt sich diese Veränderung nicht abrupt aus, sondern allmählich. Das Bild sieht aus, als würde hinter dem Schloss eine Art Lichtschein leuchten.

Hier habe ich die Helligkeits/Kontrast-Anpassung noch einmal mit einer "herkömmlichen" Auswahl gemacht.

Man sieht, dass die Veränderung abrupt einsetzt und das Bild unbrauchbar wird.

Eine Frage bleibt noch zu klären: Wenn der Übergang zwischen "ausgewählt" und "nicht gewählt" weich ist - was zeigen dann die "marschierenden Ameisen" an?

Antwort: Das 50%-Niveau, also diejenigen Pixel, die genau zu 50% ausgewählt werden.

Das war's aber jetzt wirklich für heute, liebe Leserin und lieber Leser.

Ich bedanke mich noch einmal für die Aufmerksamkeit und verweise auf den vierten Teil dieser Serie. Da geht es um die Schnellmaske..


© G. Brunbauer www.bilderstroeme.de
jQuery Image Slider